This is My Body - Fotoarbeiten von Hermann Glettler
Hermann Glettler hat Bilder von den Spätnachrichten, ZIB 2 und andere Sendeformate, mit seinem Handy fotografiert. Aufnahmen direkt vom TV-Bildschirm – rohe, flüchtige Foto-Dokumente seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022. Eine berührende Sammlung, ein Versuch, die nervösen Medienbilder festzuhalten.
Warum? Begreifen funktioniert nicht. Vermutlich Verlegenheit und Hilflosigkeit, um nicht in die Falle der Gewöhnung zu fallen. Oder abzudrehen, wegzuschalten. Neben dem Entsetzen, der Trauer und Wut hat sich in dieses nächtliche Sammeln der Bilder von Verwüstung und Zerstörung auch ein wenig Gebet eingemischt. Klage. Vielleicht nur eine persönliche Übung, um die Betroffenheit nicht zu verlernen. Auch das Weinen nicht. So viele Körper umsorgt und entsorgt. "Das ist mein Leib!" Ein Wort Jesu, das uns vertraut ist. Christus identifiziert sich mit allen Menschen, besonders mit den Bedrängten und Geschundenen.
"Kriegsberichterstattung der anderen Art, nicht im Live-Ticker, eher im Rückblick. Trotzdem verschwommen. Wer zusieht, ist auch nicht unschuldig. Die geometrische Scheibe ist ein Korrektiv für die unerträgliche Bildinformation."
Das rohe Bildmaterial hat der Künstler nachträglich bearbeitet, teilweise beschnitten, überblendet, intensiviert. Die Mitte mit einer opaken Scheibe festgelegt. Konzentration. Einen Schleier darübergelegt. Eine Kriegsberichterstattung der anderen Art, nicht im Live-Ticker, eher im Rückblick. Trotzdem verschwommen. Wer zusieht, ist auch nicht unschuldig. Die geometrische Scheibe ist ein Korrektiv für die unerträgliche Bildinformation.
Es ist der Versuch, Diskretion walten zu lassen. Kein Voyeurismus mit dem Elend. In einem weiteren Schritt wurden die Fotos mit Werkzeugen und Nägeln zerkratzt. Junge Leute, darunter auch Flüchtlinge aus der Ukraine, haben sich beteiligt – eine persönliche Form der Trauer, eine notwendige Abwehr und Aneignung des Dargestellten zugleich. Wut und Nachdenklichkeit. Danke allen Beteiligten. Wir bleiben in der Schule solidarischer Verbundenheit.
Zur Person Hermann Glettler |
Am 8. Jänner 1965 in Übelbach, Steiermark geboren. Vom Kunsterzieher Luis Sammer zur Kunst begleitet. Hermann Glettler ist Priester, Bischof und Kunstvermittler. Seine Motiv für diese Arbeit: Wo immer es möglich ist, das Vertrauen zwischen Kirche und heutigen Kulturschaffenden wieder aufbauen. Sein Theologiestudium absolvierte Glettler in Graz und in Deutschland. Zwei Jahre Gaststudent bei Rudolf Schoofs an der Kunstakademie in Stuttgart. Von 1987 bis 1994 zusätzlich zu Fachtheologie Studium der Kunstgeschichte. Mitglied der katholischen Gemeinschaft Emmanuel. Am 23. Juni 1991 wurde Hermann Glettler zum Priester für die Diözese Graz-Seckau geweiht. Kaplansjahre folgten in Judenburg und in der Südsteiermark. Danach ein Sabbatjahr in Paris. Von 1999 bis 2016 Pfarrer in Graz St. Andrä und Karlau, im multikulturellen Bezirk Gries. Am 2. Dez. 2017 wurde Hermann Glettler zum Bischof der Diözese Innsbruck geweiht. |
Eine außergewöhnliche Ausstellung, die bis 30. Juni 2024 in den Räumen der THEOLOGISCHEN KURSEN zu sehen ist. |
VERANSTALTUNGSHINWEIS
8. Mai, 18-19 UhrGespräch & BegegnungThis is My Body. Fotoarbeiten von Hermann GlettlerGespräch zur Ausstellung und BegegnungWeitere Infos & Anmeldung |