Von Ernst PUCHER (bearbeitet und ergänzt von Ingrid Fischer)
Das Fach Kirchenrecht (Kanonisches Recht) beschäftigt sich mit Gesetzen, welche die innere Ordnung der lateinischen Kirche regeln. Es vermittelt einen Einblick in Struktur und Aufbau der Kirche, erläutert Rechte und Pflichten von kirchlichen Amtsträgern, Ordensleuten und Laien und ordnet die Dienste der Verkündigung, Heiligung (Sakramente) sowie kirchliche Vermögen und Straftatbestände. Wie jede Rechtsordnung sichert das Kirchenrecht die Freiheit der Einzelnen wie auch das gemeinsame Wohl aller. „Das Heil der Seelen“ ist seine oberste Norm, was trotz seiner Verbindlichkeit eine bestimmte Offenheit für situative Auslegungen mit sich bringt.
Die Grundfrage der Moraltheologie (Theologische Ethik) lautet: Wie kann ich als Christ*in gut und richtig handeln? Wie kann mein Leben nach biblischer Weisung und aus dem Glauben verantwortet gestaltet werden? Trotz Rückbindung an Bibel, Lehramt und Philosophie, vertritt Theologische Ethik keine kirchliche Sondermoral, sondern versteht sich auf Basis der sittlichen Vernunft als prinzipiell universal, d. h. auch für Nichtchrist*innen nachvollziehbar begründet und diskursfähig.
Kirchengeschichte erschließt die Umstände des historischen – bis heute nicht abgeschlossenen – Geworden-seins der Kirche(n) und skizziert große Entwicklungslinien der Theologiegeschichte. Mit den Methoden der Geschichtswissenschaften stellt sie Entwicklungen im Zusammenhang mit gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüchen dar. Dabei stellt sich auch die theologische Frage, wie das Evangelium in bestimmten Zeiten und Situationen gelebt oder eben nicht gelebt wurde. Von der Praxis kirchlichen Lebens in der Vergangenheit wird die Linie in die Gegenwart gezogen. Dabei zeigen sich auch Wurzeln heutiger Spannungen und Probleme im Leben der Kirche.
Die Religionswissenschaft ist ein konfessionsungebundenes kulturwissenschaftliches Fach und erforscht Religionen und religiöse Gemeinschaften in einer Außenperspektive: Ohne (oder unter Absehung von der) Zugehörigkeit zu einer konkreten Religion, fragt das Fach Religionswissenschaft nach ihrer Entstehung und historischen Entwicklung, nach grundlegenden Überzeugungen von Gott und Welt, vom Menschen und den Sinn des Lebens und nach gelebten Ausdrucksformen. In der (vergleichenden) Darstellung verschiedener Religionen interessieren u. a. auch soziologische, psychologische, geografische und wirtschaftliche Faktoren.
Die Theologie der Spiritualität reflektiert die vielfältigen Berufungen von Christ*innen in der Nachfolge Jesu, d. h. die Art und Weise, das eigene Dasein vom Geist Gottes leiten zu lassen. Das geistliche Leben als Beziehung zum dreifaltigen Gott verdankt sich der Initiative Gottes (Gnade, Berufung zur Heiligkeit), die, in Freiheit angenommen, alle Kräfte des Menschen und alle Lebensvollzüge durchformen soll (Weg-Charakter). Als theologische Disziplin beschreibt sie nicht nur Ausgestaltungen oder Elemente geistlichen Lebens, sondern will Grundlagen und Zusammenhänge argumentativ aufweisen. Im Zentrum steht der konkrete Mensch vor Gottes Angesicht.
Philosophie geht denkerisch der Welt und der Existenz des Menschen auf den Grund und sucht Erkenntnis, Verstehen und Deutung all dessen, was „ist“. Mithilfe der Vernunft fragt sie (mit oder ohne Bezug zu Transzendenz) nach der Wahrheit über „Gott und die Welt“. Ihre Wurzeln im Staunen hat sie mit der christlichen Theologie gemeinsam, deren abendländische Tradition sie auch begrifflich (Person, Wahrheit, Freiheit, Natur etc.) nachhaltig geprägt hat. In allen Epochen war die Philosophie ein Element der Theologie, so wie umgekehrt kaum eine Philosophie die Frage nach Gott wirklich „los“ geworden ist. In einem Bild: Die Philosophie ist die Luft, die die Theologie atmet.
Das Fach Pastoraltheologie (Praktische Theologie) reflektiert das seelsorgliche Handeln der Kirche in der Betreuung und Begleitung von Menschen. Anfänglich mit Blick nach innen (Verkündigung, Feier der Sakramente, Leben der Pfarrgemeinden, kirchliche Kinder- und Jugendarbeit, Solidarität, Caritas etc.), steht „Kirche in der Welt von heute“ im inter- und transdisziplinären Dialog und weiß sich im pluralen gesellschaftlichen Zusammenleben insbesondere dem Anliegen Gerechtigkeit für marginalisierte Gruppen (der biblischen „Option für die Armen“) verpflichtet.