"Gutes Handeln braucht entsprechende Reflexion darüber"

Erschienen in: theologie aktuell | Ausgabe 1 - Jahrgang 2024/25

Wie lange lehren Sie schon bei den Theologischen Kursen?

Seit 2011 mit Unterbrechung von 2013-2019 (Tätigkeit an der Römischen Kurie).

Welches Fach tragen Sie bei den Theologischen Kursen vor?

Kanonisches Recht.

Was ist Ihnen im Theologischen Kurs in Ihrem Fach besonders wichtig?

Die theologische Grundlegung des Kirchenrechts in der Ekklesiologie des 2. Vatikanischen Konzils ist entscheidend zum Verstehen des Kirchenrechts. Mir liegt daran, das Verständnis für ein Fach, das die rechtlichen Rahmenbedingungen des kirchlichen, sakramentalen und pastoralen Lebens darlegt, zu fördern.

Haben Sie selbst beim Lehren im Theologischen Kurs auch neue Einsichten gewonnen?

Ja, vor allem durch die Nachfragen der Teilnehmenden und durch ihre speziellen Interessen. Und durchaus auch durch die von populären Vorstellungen geprägten Meinungen, die als „Vorwissen“ mitgebracht werden. Da gilt der Leitspruch der Theologischen Kurse „Erkennen, was dahintersteckt“.

Welche Erfahrung bei den Theologischen Kursen haben Sie in besonders guter Erinnerung?

Mit ehrlichem Respekt bewundere ich den Einsatz der Teilnehmenden, sich mit den Themen auseinanderzusetzen – und das für viele für mehrere Stunden nach einem Arbeitstag. Positive Rückmeldungen zu den Inhalten, Aha-Erlebnisse der Teilnehmenden und Aussagen, dass es kurzweilig gewesen sei oder man noch gerne mehr machen wolle, freuen mich als Vortragenden. Positiv finde ich, dass in der Coronazeit trotz anderer Selbsteinschätzung die ausschließlich online gestalteten Einheiten gut angekommen sind, wie dies bei den Prüfungen als erster persönlicher Kontakt mit den Teilnehmenden durchaus rückgemeldet wurde.

Welche theologische Frage beschäftigt Sie zurzeit am intensivsten?

Wegen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der Polizeiseelsorge liegt mir der Themenbereich der Berufsethik sehr am Herzen. Daher beschäftige ich mich mit dem Thema der sogenannten Cop Culture, bei der es um die prägenden Wertmaßstäbe und Verhaltensmuster von Polizisten geht. Gutes und richtiges Handeln angesichts des Gewaltmonopols des Staates braucht entsprechende Reflexion darüber.

Von welcher Theologin/welchem Theologen haben Sie am meisten gelernt?

Mit persönlichen Begleitern, die es verstanden haben, theologische Aussagen auf mein Leben herabzubrechen.

Ihre aufregendste Bibelstelle?

Nicht aufregend, aber nach wie vor prägend – mein Primizspruch: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Joh 10,10)

Welches Buch lesen Sie gerade?

Es wird immer irgendein Krimi in Arbeit sein.

Welche Musik hören Sie gerne?

Von Klassik zu (Austro-)Pop, Musicals …

Was machen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit?

Mittlerweile spielt die Frage Erholung eine wichtige Rolle, daher sowohl sportliche Aktivitäten und Entspannung/Nichtstun, sehr gerne Zeit mit Freunden verbringen.

Wo fühlen Sie sich kirchlich zu Hause?

Ich gehöre keiner bestimmten kirchlichen Gruppe oder Spiritualität an und fühle mich in dieser Realität ganz wohl.

Mit wem würden Sie gerne einmal einen ganzen Tag verbringen?

Ich verbringe meine Zeit gerne mit guten Freunden; das ist mir lieber als eine bestimmte Persönlichkeit, die ich aktuell interessant finde.

Herzlichen Dank für Ihre Antworten!

ZUR PERSON:

Gerald GRUBER hat in Wien und Freiburg/Br. Katholische Theologie sowie in Rom, Münster und Budapest Kirchenrecht studiert. Zunächst Pfarrmoderator in der niederösterreichischen Pfarre Ebergassing, wurde er 2013 als Kurienbeamter in die deutschsprachige Abteilung der Kleruskongregation im Vatikan berufen und war als Vizeoffizial am erzbischöflichen Metropolitan- und Diözesangericht Wien mit der Thematik des Kirchenaustritts, mit Annullierungsverfahren, dem Pfarrrecht sowie Selig- und Heiligsprechungsverfahren befasst. Seit 2019 ist Gerald Gruber Ordinariatskanzler der Erzdiözese Wien. Er verantwortet die Beurkundung und Veröffentlichung bischöflicher Beschlüsse und ist für die Diözesanleitung Fachreferent für alle Fragen des Kirchenrechts.