Altbundespräsident Heinz Fischer: Staat-Kirche-Verhältnis ist "auf einem guten Weg"
Wien, 1. März 2024 | Altbundespräsident Heinz Fischer hat das kooperative Modell von Staat und Kirche gelobt. Das Verhältnis von Staat und Kirche und auch von Sozialdemokratie und Kirche "befindet sich auf einem guten Weg", betonte Fischer bei einem Vortrag dieser Tage in Wien. Es gebe ein "Klima des Bemühens um eine gute Zusammenarbeit" und das Bekenntnis beider Seiten, "keine Gräben zu ziehen", resümierte Fischer seinen historischen Abriss zum Staat-Kirche-Verhältnis seit 1918. Fischer äußerte sich im Rahmen eines "Spezialkurses" der Wiener Theologischen Kurse unter dem Titel "Kirche & Staat in Österreich 1918-2004".
Gewiss habe es "Stolpersteine" auf dem Weg zum heutigen Kooperationsverhältnis gegeben, verwies Fischer etwa auf die heftigen Auseinandersetzungen u.a. über die Fristenregelung. In dieser Debatte habe die Katholische Bischofskonferenz eine wichtige Rolle gespielt, die auch von der Sozialdemokratie und Kanzler Bruno Kreisky erkannt und ernst genommen wurde. Im Rückblick räumte Fischer ein, dass man gerade im Bereich der damals beschlossenen "flankierenden Maßnahmen" bis heute einiges säumig geblieben ist und man "mehr hätte tun können".
Aus Sicht der Sozialdemokratie verwies Fischer auf wichtige Wegmarken wie etwa die SPÖ-Parteiprogramme von 1958 oder von 1985, in denen festgehalten wurde, dass Christentum und Sozialdemokratie "keine Gegensätze" mehr seien und "viele gemeinsame Ziele" hätten. Diese Kehrtwende sei u.a. auch auf charismatische Personen wie Kardinal Franz König (1905-2004) zurückzuführen gewesen, so Fischer.
In seinem Vortrag schlug Fischer einen weiten Bogen und skizzierte kundig und zugleich kurzweilig die Entwicklung des Staat-Kirche-Verhältnisses seit dem Ende der Monarchie bis in die Gegenwart. Man könne schließlich das heutige Verhältnis gelingender Kooperation nicht verstehen, "ohne zu sehen und zu verstehen, was vorher war". Dies beleuchtete Fischer in Form eines Abrisses der Geschichte u.a. der Ersten Republik ab 1918, der Zeit des "Ständestaates" zwischen 1934 und 1938 und schließlich auch der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die politisch wie kirchlich-politisch "ein anderes Klima" gebracht habe.
Es begann damals "ein neuer Abschnitt in der Geschichte Österreichs", die er persönlich u.a. auch mit dem Katholikentag von 1951 verband, erinnerte sich Fischer, über den damals breit und viel auch in seiner eigenen Familie diskutiert worden sei. Auch die Gründung der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie (ACUS) sei ein solcher wichtiger Schritt auf dem Weg der Normalisierung und Kooperation gewesen.
Neben Fischer referierten im Rahmen des "Spezialkurses" der Theologischen Kurse der emeritierte Religionsrechtler Prof. Richard Potz, der emeritierte Kirchenhistoriker Prof. Rupert Klieber, die ORF-Journalistin Eva Maria Kaiser-Hoppe und die Historikerin Irene Bandhauer-Schöffmann.