Fastenzeit: AKADEMIE am DOM mit Schwerpunkt zu Gott und Leid
Wien, 20. Februar 2024 | Genau vor zwei Jahren – am 24. Februar 2022 - begann mit dem russischen Angriff auf die Ukraine der erste Krieg auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg. Eine Zäsur, die sich auch in den ungeheuren Opferzahlen zeigt, die der Krieg bis heute fordert. Der einzelne Mensch, seine körperliche Unversehrtheit und Integrität sind massiv infrage gestellt. Anlass genug für einen kunstbeflissenen Menschen wie den Innsbrucker Bischof Hermann Glettler, dem Körper in seiner auch medial nahe gebrachten Fragilität eine eigene Fotoausstellung zu widmen: "This is My Body" – zu sehen noch bis 30. Juni in den Räumen der THEOLOGISCHEN KURSE (Stephansplatz 3/3, Mo.–Fr., 8–18 Uhr).
Es sind Aufnahmen, die verstören – weil sie den auf dem Bildschirm dargebotenen Nachrichtensendungen entstammen und doch durch Bearbeitung und Verfremdung zu Kunstwerken wurden. "Vielleicht nur eine persönliche Übung, um die Betroffenheit nicht zu verlernen", heißt es im Begleittext zur Ausstellung von Bischof Glettler. "Auch das Weinen nicht. So viele Körper umsorgt und entsorgt." Und stets in der trotzigen Hoffnung, dass das Böse nicht das letzte Wort haben wird.
Am 8. Mai stellt sich Bischof Hermann Glettler dem Gespräch über seine Arbeiten. Von 18 bis 19 Uhr laden die THEOLOGISCHEN KURSE zu Gespräch und Begegnung. (mehr Infos)
Weitere Kultur-Highlights im Frühjahr
Darüber hinaus wartet auch die AKADEMIE am DOM mit einer Reihe hochkarätiger Veranstaltungen zu Kunst & Kultur auf. Passend zur Fastenzeit, die mit der Karwoche und dem Eingedenken des Leidens und Sterbens Jesu auf den Höhepunkt im kirchlichen Jahreskreis zusteuert, führen Generalvikar Nikolaus Krasa und Domkapellmeister Markus Landerer am 22. Februar (19–21.30 Uhr) in die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach ein – 300 Jahre nach ihrer Uraufführung.
Am 20. März (16–17.45 Uhr) schließlich lädt die AKADEMIE am DOM unter dem Titel "Dom Museum Backstage" zu einer besonderen Begegnung und zum Gespräch mit der Direktorin des Wiener Dom Museums, Johanna Schwanberg, ein. Im Fokus dabei: Die aktuelle Ausstellung "Sterblich sein", die sich mit dem unausweichlichen Tod künstlerisch auseinandersetzt und dabei einen Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart spannt.
Am 4. April startet in Wien außerdem der Spezialkurs "Kunst & Theologie. Vier Annäherungen". Und den Abschluss des Kunst-Schwerpunktes bildet am 22. Mai (18–19.30 Uhr) schließlich ein hochkarätiger Vortrag zum 200. Geburtstag von Caspar David Friedrich: "Ästhetische Religion oder religiöse Ästhetik? Göttliches in den Bildern von Caspar David Friedrich" von Prof. Werner Busch von der Freien Universität Berlin. Dieser Vortrag kann – im Unterschied zu den anderen Kunst-Veranstaltungen – auch online besucht werden.
Dem Leiden auf der Spur
Wenn Gott allmächtig, allgütig und allwissend ist – warum dann das Leiden? - Diese Frage nach der Rechtfertigung Gottes angesichts der abgründigen Leidensgeschichte der Welt steht nicht nur im Fokus zahlloser akademischer Diskurse, sondern auch im Fokus der Passionszeit, die auf Ostern vorbereitet. Und auch die AKADEMIE am DOM stellt diese Frage; so etwa in Form des Vortrags "Gott angesichts des Leidens der Welt. Für eine theodizee-sensible Gottesrede" des Bonner Theologen Prof. Klaus von Stosch (26. Februar, 19–20.30 Uhr).
Wenn es indes stimmen sollte, dass der Mensch – wie es im Römerbrief heißt - nicht das Gute tut, das er will, sondern das Böse, das er eigentlich nicht will, so ist mit der Frage nach dem Leiden auch die Frage nach der menschlichen Freiheit verknüpft. Wie frei und selbstbestimmt ist der Mensch in seinem Tun, Sein, Wollen und Sollen eigentlich? Dieser Frage geht die Linzer Theologin Prof. Isabella Guanzini in ihrem Vortrag "Selbstbestimmung?" am 28. Februar (18–19.30 Uhr) nach.
Einen systematischen und historischen Durchgang durch die Antworten von Denkerinnen und Denkern des 20. Jahrhunderts auf die Theodizeefrage bietet em.Prof. Bernhard Körner bei seinem Vortrag "Was das Leid mit dem Glauben an Gott macht. Das Ringen um eine Menschheitsfrage" am 13. März (16–17.30 Uhr). Den Abschluss der vielfältigen Nachdenk-Angebote zum Thema Gott und Leiden bildet schließlich ein Vortrag der Wiener Religionswissenschaftlerin Prof. Birgit Heller ebenfalls am 13. März (18-19.30 Uhr) zum Thema "Dem Tod ins Gesicht blicken. Spiritualität der Sterblichkeit in den Religionen".